Dienstag, 21. Oktober 2008

Verwässern die exklusiven Shoppingclub-Konzepte allmählich?

Exklusive Shoppingclub-Konzepte wie Vente Privée, brands4friends, buyvip etc. sind nicht nur hierzulande sehr erfolgreich. Die Mitgliederanzahl wächst beständig und die Umsätze steigen vermutlich auch. Die Anzahl der deutschen Shoppingclubs ist auf 10 gestiegen und die Anzahl der insgesamt durchgeführten Verkaufsaktionen auf 113 im Juli (diese Zahl und viele weitere interessante Hintergrundinformationen findet man im Specialblog "Exclusified" - einem "Exciting Commerce"-Ableger). Die Konzepte werden mit Preisen ausgezeichnet und werden nach und nach auch von der normalen Offline-Presse wahrgenommen. Probleme mit hohen Retourenquoten haben die Shoppingclubs bisher eher nicht - z.T. liegen die Retourenquoten selbst bei Modeartikeln nur im einstelligen Prozentbereich (siehe hier).

Das Versprechen ist bei allen Shoppingclubs ähnlich: exklusive Angebote selektierter Artikel von Top-Marken zu stark reduzierten Preisen. Die meisten Shoppingclubs ordern die von den Kunden bestellten Artikel erst nach Ende der Verkaufsaktion beim Hersteller, was für das Geschäftsmodell klasse und für die Lieferzeit schrecklich ist.

Keine Frage, Umsätze und Marktanteile der Shoppingclubs werden noch eine ganze Weile weiter wachsen und sich in den nächsten Jahren, trotz des jetzt schon beachtlichen Niveaus, weiter vervielfachen.

Wie gut das aus Kundensicht funktioniert, hat Gleb Tritus von Tritus.de für die drei bekanntesten Shoppingclubs getestet: "Shopping-Clubs im Test" (gefunden via Exclusified).

Verwässern die exklusiven Shoppingclub-Konzepte allmählich?
Diese Frage möchte ich ebenfalls aus Kundensicht betrachten. Ich selbst bin schon lange bei fast allen Shoppingclubs Mitglied und habe auch hin und wieder Artikel gefunden und gekauft.
Während ich diese neue Art online einzukaufen anfangs spannend fand, wachsen jetzt die Ermüdungserscheinungen. Früher tolerierte Schwächen werden immer nerviger.
In drei Punkten sehe ich deutliches Verbesserungspotential bei den Wettbewerbern:

1. Sinkende Exklusivität der Angebote
Wenn es im Juli laut Exclusified 113 durchgeführte Verkaufsaktionen gab, waren es im September schon eher 150 (allein ca. 34 bei brands4friends und ca. 32 bei buyvip). In den letzten Tagen hat man den Eindruck, dass sich das noch weiter steigert, da bei brands4friends und buyvip derzeit zwei oder mehr Aktionen pro Tag starten. Mein Interesse und meine Aufmerksamkeit für diese exklusiven Angebote gehen im gleichen Maße zurück, wie die Anzahl der Aktionen wächst. Bei einer solchen Anzahl von Angeboten habe ich nicht mehr das Gefühl etwas zu verpassen, sondern habe immer mehr das Gefühl, das mir Zeit gestohlen wird. Weiter tauchen viele der Topmarken hier und dort immer wieder auf, so dass auch hierdurch der Eindruck entsteht, dass die Angebote nicht so exklusiv sind. Und à propos Topmarken, immer mehr dieser Topmarken sind mir nicht bekannt, was letztendlich auch zu einer sinkenden Klickfrequenz meinerseits führt. Abschließend stört mich insbesondere bei brands4friends und buyvip, dass der Klick auf das Markenbanner in der Einladungsmail nicht direkt zur Marke führt, sondern zur Übersichtsseite der aktuellen Aktionen. Dies führt zum nächsten Punkt der Verbesserungspotentiale:

2. Schlechte Navigierbarkeit und Usability
Nach dem Klick auf eine laufende Aktion landet man i.d.R. auf einer angehübschten Landingpage für die Marke. Dann muss man sich oft zuerst für eine Kollektion entscheiden, um dann das Untersortiment auswählen zu können. Erst danach sehe ich das erste Mal Artikel. Wenn mich eine andere Kollektion oder gar eine andere Verkaufsaktion interessiert, ist es meistens ähnlich kompliziert.
Aber selbst, wenn mehrere Aktionen parallel laufen, kann ich als Kunde aus diesen nicht gleichzeitig einkaufen. Egal ob bei Vente Privée, brands4friends oder buyvip - in den Warenkorb darf man nur Artikel aus einer Aktion legen. D.h., wenn ich mehr Einkaufen will, bekomme ich auch mehrere Pakete und bezahle mehrfach die relativ hohen Versandkosten oder kann einen zusätzlichen Artikel nicht bestellen, weil ich damit nicht den Mindestbestellwert erreiche.

Meine Empfehlung:
Wenn Shoppingclubs schon sechs Aktionen parallel laufen lassen (derzeit bei brands4friends), dann wünsche ich mir als Kunde auch eine zeitgemäße und zeitsparende Navigation. D.h. eine linke Navigationsleiste, in der ich auch direkt z.B. Untersortimente auswählen und diese mit Filtern (nach Marke, Farbe, Größe, Preis etc.) weiter selektieren kann. Und selbstverständlich einen gemeinsamen Warenkorb, bei dem ich bei einer Bestellung auch nur ein Mal Versandkosten bezahle.

3. Lange Lieferzeiten
Dieser Punkt wurde schon in vielen Beiträgen zu den Shoppingclubs erwähnt. Die Lieferzeiten sind in Zeiten von 24-Stunden-, Express- oder Prime-Services viel zu lang. Gleb Tritus kam in seinem Test auf Lieferzeiten von 10 - 17 Tagen. Bei meinen Käufen habe ich die Ware öfter erst 5 bis 6 Wochen nach der Bestellung erhalten (insbesondere bei Vente Privée). Bei buyvip erhält man häufig die Versandbestätigungsmails, nachdem das Paket schon lange angekommen ist.
Doch ich denke, dass sich in diesem Punkt mittelfristig einer der großen Wettbewerber einen Wettbewerbsvorteil sichern wird, und nur noch Aktionen mit Artikeln durchführt, die er auf Lager hat. Das würde dann wahrscheinlich auch zu einer stärkeren Selektion der Angebote führen. Ein Shoppingclub, mit weniger, dafür ausgewählteren und besondereren Aktionen und einem zusätzlich perfekten Service, wäre mir persönlich lieber.

Fazit
Shoppingclubs können ein besonderes Einkaufserlebnis schaffen und werden vorerst weiter wachsen. Die Besonderheit der exklusiven Verkaufsaktionen verwässert aber zunehmend durch die steigende Anzahl der Shoppingclubs und die starke Zunahme der parallel laufen Aktionen. Dadurch besteht die Gefahr, dass Shoppingclubs immer mehr normalen Onlineshops ähneln, ohne deren Vorteile zu bieten. Während in Onlineshops Kunden aktiv ihre Bedürfnisse befriedigen können, sind Shoppingclubs auf die Reaktion ihrer Kunden und deren Impulskäufe angewiesen. Dass ein starkes Wachstum, durch intensive Akquise von Neukunden und Schnäppchenjägern, langfristig nicht funktioniert, ist im Handel ja bekannt. Deshalb werden sich in diesem neuen Markt mittelfristig Wettbewerber profilieren, die auch jenseits vom niedrigen Preis Kundenzufriedenheit und Kundenbindung schaffen. Ansatzpunkte dafür bieten sich insbesondere bei Verbesserungen in der Usability und im Service.